Biomarker für Chronische Bronchitis

Erstmals ist ein Biomarker für Diagnose und Schweregrad der chronischen Bronchitis gefunden worden. Das ergab eine große Studie unter Beteiligung von 10 Zentren aus den USA. Es handelt sich um Mucin, eine Mischung polymerer Makromoleküle, die einen wesentlichen Bestandteil des Bronchialschleims und des Auswurfes ausmachen.

Fremdsubstanzen und Mikroorganismen werden mit einem ausgeklügelten System aus den Lungen bzw. dem Bronchialbaum herausbefördert: An der Oberfläche der Bronchialschleimhaut befinden sich feinste Flimmerhärchen, die sich in Richtung Rachen bewegen und durch Reize wie z.B. Bitterstoffe, zur Aktivität angeregt werden. Darüber befindet sich ein dünner Film mit einer wässrigen Schicht und ganz an der Oberfläche eine gelartige Schicht, welche globuläre Proteine, Ionen, Wasser und Mucin enthält. Diese Schleimsubstanzen werden von sog. Becherzellen produziert, die zwischen den Flimmerhärchen gelegen sind und durch Reizstoffe wie Zigarettenrauch zur vermehrten Sekretion angeregt werden. Das vermehrte Sekret kann z.T. als Auswurf ausgehustet werden. Bei einem Zuviel an Schleimbildung stoppt allerdings der Transport, der Schleim verklumpt, er kann die Luftwege verstopfen und eine Entzündung der Atemwege, eine Bronchitis, verursachen.

Die Wissenschaftler um Professor Mehmet Kesimer vom Marsico Lung Institute der Universität von North Carolina in Chapel Hill, USA, analysierten den durch eine Reizsubstanz ausgeworfenen Bronchialschleim bei mehr als 900 Teilnehmern einer Studie, bei der der Raucherstatus genau bekannt war und Symptome der chronischen Bronchitis abgefragt wurden. U.a. wurden bei einem Teil der Teilnehmer die Mucinsubstanzen MUC5AC und MUC5B mit einem speziellen Verfahren der Massenspektrometrie gemessen. Dabei ergab sich, dass bei langjährigen Rauchern die Mucinkonzentration gegenüber Nichtrauchern auf das Doppelte erhöht ist und dass er bei Menschen, die über Hustenanfälle berichten noch höher liegt. Die Untersuchungen weisen darauf hin, dass die chronische Bronchitis als Risikofaktor für das Fortschreiten in eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung, die COPD, betrachtet werden muss, die schon in einem frühen Stadium behandelt werden sollte (1).

Expertenkommentar:

In einem Kommentar dazu im New England Journal of Medicine bemerkt Professor Wedzicha vom nationalen Herz- und Lungeninstitut des Imperial College in London, Großbritannien, dass die chronische Bronchitis meist bei Rauchern im mittleren Alter auftritt und am Anfang noch nicht durch eine Veränderung des Lungenfunktionstests zu erkennen ist. Gerade in diesen Fällen dürfte die Mucinbestimmung im Bronchialsekret von Vorteil sein (2).