Unser Experte für Karotisstenose

Prof. Dr. med. Christian Arning

Spezialisierungen: Karotisstenose. Diagnostik von Gefäßerkrankungen, speziell der Hals- und Hirnarterien. Vaskuläre Demenz. Neurologische Schwindeldiagnostik.

Institution und Position: Neurologische Privatpraxis in Hamburg. Außerplanmäßiger (APL) Professor für Neurologie. Ehem. Chefarzt der Neurologischen Klinik der Asklepios Klinikenin Hamburg-Wandsbek. Mitarbeit an der S3-Leitlinie „Karotisstenose“. Ehem. Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM).

Stand: 14.03.2018

Die Mitschrift des Interviews mit Prof. Dr. med. Christian Arning zum Thema “Karotisstenose”

Was ist eine Karotisstenose? Wie entsteht sie?

Die Karotisstenose ist eine Verengung der Halsarterie, der Arteriacarotis, die das Gehirn mit Blut versorgt. Häufigste Ursache ist die Atherosklerose mit Kalkablagerungen in der Gefäßwand. Diese Ablagerungen machen das Gefäß eng und beeinträchtigen die Blutzufuhr zum Kopf. Außerdem machen die Ablagerungen die Innenseite der Gefäßwand rauh und unregelmäßig, so dass sich hier – wie an einer äußeren Verletzung – Blutgerinnsel bilden.

An welchen Symptomen erkennt man eine Karotisstenose?

In den allermeisten Fällen gehen von der Karotisstenose keine Symptome aus – bis zum Eintreten des Schlaganfalls. Wenn man Glück hat, ist der erste Schlaganfall klein, mit geringen Symptomen, die sich vollständig zurückbilden. Dann bemerkt man eine vorübergehende Lähmung, eine flüchtige Gefühlsstörung oder Sprachstörung oder Sehstörung.Es kann aber auch sein, dass sich die Karotisstenose gleich mit einem schweren Schlaganfall manifestiert.

Welche Risiken hat eine Karotisstenose?

Die Karotisstenose ist eine der häufigsten Schlaganfallursachen. Schlaganfälle entstehen zum einen durch Drosselung der Blutzufuhr zum Kopf, zum anderen (häufiger) durch Blutgerinnsel, die sich an der rauhen Gefäßwand bilden.Die Blutgerinnsel lösen sich ab, gelangen mit dem Blutstrom in kleinere Hirnarterien und verschließen die Arterie, wie ein Korken den Flaschenhals.

Welche Therapiemöglichkeiten bestehen bei Karotisstenose?

Bei geringgradiger Stenose werden Medikamente eingesetzt: Zum einenMittel zur Gerinnungshemmung wie ASS, die das Risiko der Gerinnselbildung an der Stenose vermindern, zum anderenCholesterinsenker,die den Verlauf der Atherosklerose günstig beeinflussenund eine Zunahme der Stenose verhindern sollen.Bei hochgradigerStenose kann die Verengung durch Operation (von außen) oder durch Katheterbehandlung mit Stent (von innen) beseitigt werden.

Jede Behandlung (ob mit Medikamenten, Operation oder Stent) hat aber auch Risiken.Deshalb muss der Arzt für jeden Einzelfall das Risiko der Karotisstenose und das Risiko der Behandlung sorgfältig gegeneinander abwägen und für betroffene Patienten jeweils den Weg mit dem geringsten Risiko finden: ohne oder mit Medikament, ohne oder mit Operation oder Stent.

Wie wird die Karotisstenose am besten diagnostiziert?

Gefäß-Ultraschall ist die Methode der ersten Wahl – sagt die Leitlinie Karotisstenose. Voraussetzung ist allerdings ein erfahrener Untersucher. Das kleine Ultraschallgerät ist hier also viel besser als die große Kernspin-Maschine, wenn ein Ultraschall-Experte zur Verfügung steht. Das Ultraschallbild hat eine höhere Auflösung als das MRT-Bild und kann Atherosklerose schon im Frühstadium nachweisen.

Wer sollte sich untersuchen lassen?

Gemäß Leitlinie Karotisstenose sollten sich alle Personen mit Gefäß-Risikofaktoren untersuchen lassen. Das sind zum einen Menschen mit einem familiären Gefäßrisiko, also Herzinfarkt oder Schlaganfall bei Blutsverwandten, insbesondere bei Eltern, Großeltern und Geschwistern.Zum anderen sollten Menschen mit den Risikofaktoren Bluthochdruck, Zuckerkrankheit,hohes Cholesterin und Raucher untersucht werden.

Wann ist eine Operation oder eine Stent-Behandlung notwendig?

Eine Karotisstenose sollte durch Operation oder Stentbehandlung beseitigt werden, wenn siebereits zu einem leichten Schlaganfallgeführt hat – um einem weiteren, schweren Schlaganfall vorzubeugen.Da das erste Ereignis bereits ein schwerer Schlaganfall sein kann, sollten gefährliche Karotisstenosen vorher erkannt werden. Gefährlich sind Stenosen, die innerhalb eines Jahres deutlich zunehmen. Wenn eine Stenose rasch zunimmt und einen Stenosegrad von mehr als 70% erreicht hat, ist eine Operation oder Stentbehandlung indiziert.

Welche Therapie ist besser: Operation oder Stent?

Beide Eingriffe haben Risiken.Ultraschall kann dazu beitragen, die beste Behandlung zu finden: bei Stenose in einer Gefäßschleife ist die OP vorteilhaft; bei sehr hoch gelegener Stenose (unter der Schädelbasis) ist die OP schwierig und die Stentbehandlung besser.Insgesamt hat die Stentbehandlungbei Menschen über 70 Jahre ein höheres Risiko als die Operation; bei jüngeren Menschen ist das Risiko der Stentbehandlung zwar etwas geringer, nach den bisher vorliegenden Daten sind die Langzeit-Ergebnisse aber möglicherweise schlechter: Stenosen können sich ja wieder neubilden.

Gibt es Stenosen auch an anderen hirnversorgenden Arterien?

Das Gehirn wird von 2 Arterien auf jeder Seite versorgt: der vorderen Arteriacarotis und der hinteren Arteria vertebralis oder Wirbelarterie. Auch an den Wirbelarterien können Stenosen entstehen und Schlaganfälle ausgelöst werden. Diese Gefäße müssen also mit untersucht werden.Die Ultraschalluntersuchung der Wirbelarterie ist schwieriger, weil Stenosen meist sehr weit unten oder weit oben am Hals lokalisiert sind. Stenosen gibt es außerdem an den Hirnbasisarterien (im Kopf). Zur vollständigen Ultraschalldiagnostik gehört auch die Untersuchung dieser Gefäße.

Bei beginnender Atherosklerose: was kann man tun?

Wichtig ist die Ausschaltung und Behandlung aller Gefäß-Risikofaktoren: Bluthochdruck, Zuckerkrankheit und Zigarettenrauchen. Bei erhöhtem Cholesterin ist für jeden Einzelfall und abhängig vom Ultraschallbefund zu prüfen, ob Cholesterinsenker indiziert sind oder ob Ernährungsumstellung ausreicht.Mittel zur Gerinnungshemmung wie ASS sind bei beginnender Atherosklerose noch nicht indiziert, sondern erst bei Stenosen ab etwa 30%.

Warum ist es wichtig, den genauen Verengungsgrad festzustellen?

Der genaue Verengungsgrad ist wichtig für die Therapieentscheidung, z.B. die Frage der Operation. Außerdem ist der Verengungsgrades wichtig, um ein Fortschreiten der Stenose im Verlauf zu erkennen: besonders gefährlich ist ja eine rasch zunehmende Stenose.

In welchen Abständen sind Verlaufsuntersuchungen notwendig?

Die Leitlinie Karotisstenose empfiehlt bei Nachweis einer Stenose die Kontrolle nach einem halben Jahr, bei stabilem Befund sind dann jährliche Kontrolluntersuchungen ausreichend. Wenn Stenosen zunehmen, sind Untersuchungen in kürzeren Abständen notwendig.

Gibt es Fehlbefunde bei der Diagnostik von Karotisstenosen?

Gefäß-Ultraschall ist eine schwierige Untersuchung.Deshalb gibt es nicht selten Fehlbefunde bei der Diagnostik von Karotisstenosen, insbesondere bei der Abschätzung des Verengungsgrades – abhängig von der Erfahrung des Untersuchers.Erfahrene Untersucher können sich einer freiwilligen Prüfung unterziehen und ein Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin DEGUM erwerben, das in 3 Stufen ausgegeben wird. Die DEGUM-Stufe III ist die höchste Qualifikation, die nur von sehr erfahrenen Ultraschall-Experten erworben werden kann.

Gibt es andere Ursachen von Karotisstenosen als Atherosklerose?

Stenosen können auch durch Gefäßentzündung entstehen, etwa bei bestimmten rheumatischen Erkrankungen. Auch Gefäßverletzungen durch Schleudertrauma der Halswirbelsäule oder durch Bagatellverletzung bei einer ruckartigen Kopfbewegung können eine Karotisstenose verursachen. Bei Gefäßentzündung oder Gefäßverletzung muss eine völlig andere Therapie als bei Atherosklerose erfolgen (nämlich mit bestimmten Medikamenten), deshalb sollte vor einer Gefäß-Operation mit Ultraschall geprüft werden, ob Atherosklerose oder eine andere Ursache der Stenose vorliegt.

Infos zur Person

Professor für Neurologie, langjähriger Chefarzt in der Asklepios Klinik Hamburg-Wandsbek, heute in Privatpraxis in Hamburg. Mitarbeit an der großen S3-Leitlinie „Karotisstenose“, Past-Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)

Gefäß-Ultraschall ist meine Spezialität: Ich hatte das Glück, die Methode sehr früh kennenzulernen. So konnte ich die diagnostischen Kriterien der Ultraschall-Gefäßdiagnostik mit erarbeiten und meine Erfahrungen in verschiedene Lehrbücher einbringen. Ich war als erster und bisher einziger Neurologe Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM). Ich konnte an der großen S3-Leitlinie Karotisstenose mitwirken und bin Erstautor der deutschen Kriterien für die Ultraschalldiagnostik von Karotisstenosen.

Infos zur Praxis

Es ist mein Anspruch, für Patienten mit einem Problem an den hirnversorgenden Arterien den Weg mit dem geringsten Risiko zu finden und ihnen die optimale Behandlung zu empfehlen. Dazu brauche ich Erfahrung, perfekte Technik mit einem modernen Ultraschallgerät, viel Zeit für den Patienten und Unabhängigkeit von Kliniken und Ärztenetzen. Diese Bedingungen sind in meiner Praxis erfüllt.

Prof. Dr. med. Christian Arning
Facharzt für Neurologie und Psychiatrie
Hallerstraße 76
20146 Hamburg
Tel.: (040) 413 55 447
Fax: (040) 413 56 029
neuro@dr-arning.de
www.neuro-ultraschall.de

Lebenslauf:

1972-1978 Medizinstudium in Hamburg
1978 Promotion
1978-1979 Wehrdienst als Truppenarzt und Zusatzqualifikation als Taucherarzt
1979-1984 Weiterbildung zum Facharzt für Neurologie und Psychiatrie in Hamburg
1985-1986 Oberarzt der Abteilung Neurologie, Allgemeines Krankenhaus Hamburg-Barmbek
1986-2002 Leitender Oberarzt der Abteilung Neurologie, Allgemeines Krankenhaus
Hamburg-Barmbek
1988 Seminarleiter der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin /
DEGUM Stufe III
1999 Habilitation und Ernennung zum Privatdozenten, Universität Hamburg
2002-2014 Chefarzt der Abteilung Neurologie, Allgemeines Krankenhaus Wandsbek (2005
umbenannt in Asklepios Klinik Wandsbek)
2004-2006 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DGUM)
2005 Ernennung zum Professor, Universität Hamburg
2012-2014 Stellv. Ärztlicher Direktor, Asklepios Klinik Wandsbek
Seit 2014 Privatpraxis Neuro-Ultraschall, Hamburg-Rotherbaum

Qualifikationen

1992-1998Sprecher des Arbeitskreises Gefäßdiagnostik der
Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin1988-2016Mitglied der Sonographiekommission der KV Hamburg1998-2008Vorstandsmitglied der der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der
Medizin1999–2001Leiter der Entwicklungsgruppe Neurologie im
Audit-Projekt Hamburg-Bremen-München des Bundesministeriums für Gesundheitseit 1999Mitglied des Editorial Boards Ultraschall in der
Medizin – European Journal of Ultrasoundseit 2002Fachbeisitzer Neurologie der Ärztekammer Hamburgseit 2002Mitglied des Ausschusses Qualitätssicherung der
Ärztekammer Hamburg (seit 2002); Stellv. Vorsitzender des Ausschusses
(2011-2015)2004-2006Präsident der der Deutschen Gesellschaft für
Ultraschall in der Medizin2006–2007Vorsitzender des Ärztlichen Vereins der Ärztekammer
Hamburgseit 2007Vorsitzender des Fortbildungsausschusses der
Ärztekammer Hamburg und Leiter der Fortbildungsakademie der Ärztekammer Hamburg2007-2012Mitarbeit in Expertengruppe S3-Leitlinie
„Carotisstenose“ der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlich-Medizinischer
Fachgesellschaften2007-2015Mitglied des Deutschen Senats für Ärztliche
Fortbildung, Bundesärztekammer, Berlin2011-2015Stellv. Vorsitzender des Ausschusses
Qualitätssicherung der Ärztekammer Hamburgseit 2015Mitglied der Ständigen Kommission Fortbildung der
Bundesärztekammer, Berlinseit 2015Schriftleiter des Hamburger Ärzteblattsseit 2015Mitglied des Beirats der Ultraschall-Akademie der
DEGUM GmbH, Berlin

Mitgliedschaften:

Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin DEGUM (Präsident
2004-2006; Mitglied des Vorstands und erweiterten Vorstands 1992-2008)

Deutscher Senat für Ärztliche Fortbildung, Bundesärztekammer Berlin

European Federation of Societies for Ultrasound in Medicine and Biology

Fortbildungsausschuss der Ärztekammer Hamburg (Vorsitzender

Ausschuss Qualitätssicherung der Ärztekammer Hamburg

Sonographie-Kommission der KV Hamburg

Mitglied der Leitliniengruppe „S3-Leitlinie Carotisstenose“ 2007-2012

Mitglied im Kongresspräsidium/Beirat zahlreicher europäischer
Ultraschallkongresse (1996-2010)

Mitarbeit in wissenschaftlichen Studien: SPACE; Zentrumsleitung SPACE-2

Organisation und Leitung der seit 2006 jährlich stattfindenden Hamburger
Neuro-Ultraschall-Tage

Editorial Board der Zeitschrift Ultraschall in der Medizin/European
Journal of Ultrasound

Gutachter u.a. für Neurology, Circulation, Stroke, Movement Disorders,
Journal of Rheumatology sowie Arteriosclerosis, Thrombosis, and Vascular
Biology

Publikationen: