Hirnstimulation bei Schizophrenie

Menschen mit Schizophrenie leiden typischerweise an Wahrnehmungsstörungen einschließlich einer Störung des Kurzzeitgedächtnisses und der Entscheidungsfindung, was die für das tägliche Leben notwendige Aufmerksamkeit und die Fokussierung auf Planungen beeinträchtigt. Bisher gab es keine wirksame Therapie für diese Störungen. Nun haben englische Wissenschaftler des King’s College in London im Rahmen einer Pilotstudie erstmals eine Studie vorgestellt, in der gezeigt wurde, dass ein Teil dieser Wahrnehmungsstörungen durch eine elektrische Stimulation des Hirns verbessert werden kann. Es handelt sich um die sog. transkranielle, direkte, elektrische Stimulation, bei der über zwei am Schädel angelegte Elektroden über 30 Minuten hinweg ein schwacher elektrischer Strom durch die frontale Großhirnrinde geschickt wird.

In einer doppelt verblindeten Studie erhielten 28 Freiwillige mit Schizophrenie entweder die elektrische Hirnstimulation, oder eine Pseudo-Stimulation von gleicher Dauer. Damit verbunden mussten die Freiwilligen bestimmte Aufgaben lösen, die bei Schizophrenie erschwert sind. Bei der Gruppe, die die 30-minütige Stromtherapie bekommen hatte, besserten sich verschiedene Messwerte, die eine Verbesserung der Wahrnehmung anzeigen. Diese Verbesserung wurde aber erst nach Ablauf von 24 Stunden erkennbar, was darauf hinweist, dass die Stimulation eine strukturelle Neuromodulation bewirkt, die einige Zeit braucht bis sie sich auswirkt. Untersuchungen mit der funktionellen Kernspintomographie zeigten an, dass durch die elektrische Stimulation Hirnregionen aktiviert wurden, die mit dem Kurzzeitgedächtnis und der Entscheidungsfindung zusammenhängen (1).

Expertenkommentar:

Die Wissenschaftler sind zuversichtlich, dass die Hirnstimulation ein erfolgversprechender Ansatz ist, um bei Patienten mit Schizophrenie die Aktivität der frontalen Großhirnrinde zu verändern und so die Wahrnehmungsstörung zu verbessern. Diese Behandlungsmethode sollte nun noch bei einer größeren Gruppe von Patienten erprobt werden. Sie könnte dann aber bald in die Routinebehandlung von Patienten mit Schizophrenie Eingang finden.