Dicke Menschen überleben besser

Fettsucht ist bekanntermaßen ein Risikofaktor für viele Krankheiten wie z.B Diabetes, Bluthochdruck, Arthrose, Gallenblasenerkrankungen, Herzkranzgefäßerkrankungen Schlafapnoe und Gicht. Dennoch hat sich bei zahlreichen akuten und chronischen Erkrankungen gezeigt, dass dicke Menschen paradoxerweise besser überleben als Normalgewichtige. Dieser Überlebensvorteil wurde erstmals bei Dialysepatienten beschrieben, trifft aber auch für andere wie z.B. Patienten mit Herzschwäche, mit Typ-2-Diabetes und Patienten mit Tumoren des Magen-Darm-Trakts zu. Nun hat eine Arbeitsgruppe in Boston, USA, erstmals gezeigt, dass auch Patienten mit schweren Weichteilinfektionen in chirurgischen Stationen von ihrem Übergewicht profitieren.

In einer nationalen Erhebung von stationär aufgenommenen Patienten der Jahre 2006-2010 wurden in den USA mehr als 14.000 Patienten mit schweren Weichteilinfektionen identifiziert. Davon wurden knapp 3.000 Krankenakten im Detail ausgewertet mit der Fragestellung, wie dicke Menschen gegenüber ähnlichen Fällen von nicht Dicken abschneiden. Es zeigte sich, dass Fettleibige eine signifikant geringere Sterblichkeit im Krankenhaus aufwiesen. Überraschenderweise traf dies nicht nur für leicht Fettleibige sondern auch für Fälle mit schwerer Fettsucht zu (1).

Expertenkommentar:

Die Gründe für dieses im englischen Sprachgebrauch als „Obesity Paradox“ bezeichneten Phänomens sind nicht bekannt. Bei den Dialysepatienten und bei Tumorpatienten mag Gewichtsabnahme und Eiweißverlust eine Rolle spielen, wogegen Fettleibige besser gewappnet sind. Bei den anderen Erkrankungen fällt die Erklärung schwer.