Entzündungshemmer verhindert Herzinfarkte

Eine internationale Plazebo-kontrollierte Studie erbrachte vielbeachtete Resultate: mit dem Entzündungshemmer Canakinumab wird das Fortschreiten der Arteriosklerose gebremst und Herzinfarkte, Schlaganfälle und dadurch hervorgerufene Todesfälle können z.T. verhindert werden, allerdings auf Kosten von mehr Todesfällen durch Infekte.

In der sog. CANTOS-Studie wurden etwas mehr als 10.000 Patienten untersucht, die früher einen Herzinfarkt durchgemacht hatten und neben verschiedenen kardiovaskulären Risikofaktoren erhöhte Serumspiegel des Entzündungsmarkers CRP, also des C-reaktiven Proteins aufwiesen. Das mittlere Alter der Patienten betrug zu Beginn der Studie 61 Jahre. Etwa ein Viertel waren Frauen. 40% der Patienten hatten einen Diabetes. Etwa 90% der Patienten waren mit einem Statin als Cholesterinsenker behandelt; der Spiegel des ungünstigen LDL-Cholesterin lag mit durchschnittlich 82 mg/dl entsprechend 2,1 mmol/l fast im Zielbereich. 39 Länder waren beteiligt; Studienleiter war Professor Paul Ridker, Chefkardiologe an der Harvard Medical School in Boston, Massachusetts, in den USA. Aus Deutschland nahmen das Deutsche Herzzentrum der Technischen Universität München und die Abteilung Kardiologie der Charité, Universitätsklinikum Berlin, teil. Die Patienten bekamen alle 3 Monate entweder Canakinumab oder Plazebo unter die Haut gespritzt. Canakinumab ist ein humaner monoklonaler Antikörper, der gegen das Zytokin Interleukin-1ß gerichtet ist und bereits für die Behandlung bestimmter entzündlich rheumatischer Krankheiten zugelassen ist.

Schon nach 3 Monaten und auch danach konstant waren die Spiegel von C-reaktivem Protein bei den mit Canakinumab behandelten Patienten tiefer als in der Plazebo-Gruppe; die Spiegel von LDL-Cholesterin waren auch am Ende der Studie nicht unterschiedlich. Nach einer mittleren Laufzeit von 3,7 Jahren waren in der Plazebogruppe berechnet auf 100 Personen-Jahre 4,5 kardiovaskuläre Ereignisse, d.h. ein Herzinfarkt, Schlaganfall oder kardiovaskulär bedingter Todesfall aufgetreten; in der Gruppe, die alle 3 Monate 150 mg Canakinumab bekommen hatte waren „nur“ 3,86 Ereignisse bezogen auf 100 Personen-Jahre aufgetreten. Dieser Unterschied ist statistisch signifikant. Allerdings traten unter der Behandlung mit dem Antikörper häufiger tödliche Infektionskrankheiten auf als unter Plazebo. Die allgemeine Sterblichkeit war in den verschiedenen Gruppen nicht unterschiedlich (1).

Nach Meinung von Professor Harrington, Chefkardiologean der Universität Stanford in Kalifornien,  rechtfertigen die Ergebnisse der vorgelegten Untersuchung nicht die Anwendung des Entzündungshemmers Canakinumab bei Patienten mit durchgemachtem Herzinfarkt, zumal dies mit einem erhöhten Risiko für tödliche Infekte verbunden ist. Allerdings unterstützt die Studie die Entzündungshypothese zu Entstehung und Fortschreiten der Arteriosklerose, so dass auch die Erprobung anderer Entzündunghemmer aussichtsreich erscheint. Hierzu wird auf eine noch laufende Studie verwiesen, bei der Patienten mit Diabetes oder metabolischem Syndrom und durchgemachtem Herzinfarkt mit einer niedrigen Dosis des Entzündungshemmers Methotrexat behandelt werden mit der Frage, ob damit Herzinfarkte verhindert werden können(2).

Expertenkommentar:

Bisher wurden in der vorgelegten Publikation von Ridker und Kollegen die Daten der in die Studie eingeschlossenen Diabetespatienten nicht separat ausgewertet. Es wäre interessant zu wissen, ob durch die Behandlung mit Canakinumab das Neu auftreten eines Typ-2-Diabetes verhindert werden kann. Dazu wird eine spätere Publikation zu den Daten der CANTOS-Studie Aufschluss geben.