Fettsucht durch Antibiotika

Viele Kleinkinder bekommen aus verschiedenen Gründen Antibiotika. Eine Forschergruppe aus China hat nun untersucht, ob und wie sich dies auf das spätere Auftreten einer Fettleibigkeit auswirkt. Die Ergebnisse ihrer Analysen ergaben tatsächlich, dass die Gabe von Antibiotika schon vor der Geburt oder in den ersten 2 Lebensjahren mit einem signifikant erhöhten Risiko für das Auftreten einer Fettsucht in der Kindheit und im Jugendalter führt. Dabei gab es sogar eine Dosis-Wirkungs-Beziehung: je mehr Antibiotika in der frühen Kindheit gegeben wurden, desto stärker war das Risiko für die spätere Entwicklung einer Fettsucht. Für ihre Untersuchung nutzten die Forscher Daten aus 15 Kohortenstudien aus Industrieländern mit insgesamt fast ½ Million Teilnehmern (1). Die Autoren empfehlen auf Grund ihrer Untersuchungsergebnisse den Einsatz von Antibiotika in der Schwangerschaft und im frühen Kindesalter jeweils kritisch zu prüfen.

Expertenkommentar:

Fettsucht bei Kindern und Jugendlichen ist weltweit ein zunehmendes Problem. In den USA sind derzeit 17% der Kinder und Jugendlichen fettleibig. Dies kann schon im Kindesalter zu Bluthochdruck und zu einer Depression führen. In vielen Fällen bleibt die Fettleibigkeit auch noch im Erwachsenenalter bestehen und erhöht dann das Risiko für Diabetes, Herzkranzgefäßerkrankungen, Krebs und anderen Erkrankungen.
Die Ursache für die Beziehung zwischen Antibiotikazufuhr und Fettsucht ist nicht bekannt. Untersuchungen bei Tieren haben aber gezeigt, dass Antibiotika die Zusammensetzung des Mikrobioms, also der Gesamtmasse der Darmorganismen ändern und den Stoffwechsel und die Energiebilanz des Wirts, also des Tieres, beeinflussen (2).