Penistransplantation

Der Verlust des männlichen Gliedes ist ein großes Problem bei Soldaten, die einem Knalltrauma ausgesetzt sind, speziell in Afghanistan bei Patrouillen zu Fuß. Das Zugrundegehen des Penis ist aber auch ein Risiko bei jungen Männern in Südafrika, die aus rituellen Gründen eine Beschneidung bekommen, deren unsachgemäße Durchführung zu einem Wundbrand und absterbendem Penis führt. Solche Verstümmelungen sind auch mit einer erheblichen psychischen Belastung verbunden. Eine operative Rekonstruktion des Penis mit körpereigenem Gewebe bringt oft unbefriedigende Ergebnisse. Probleme bereiten dabei nicht so sehr die Optik des Gliedes, sondern die Funktion der Harnröhre, die nervale Stimulationsfähigkeit und die Erektionsfähigkeit des Gliedes. Nun gibt es Hoffnung für diese Männer.

Zwei Gruppen von Urologen weltweit haben bisher über eine erfolgreiche Penistransplantation berichtet, und zwar eine Gruppe von Urologen und plastischen Chirurgen aus Boston in den USA (1, Sopko) und eine Gruppe aus Kapstadt in Südafrika (2, van der Merwe). In beiden Fällen war die Transplantation letztlich erfolgreich und es konnten alle natürlichen Funktionen des Penis hergestellt werden. Der Eingriff ist allerdings äußerst aufwendig, die Operation des Falles aus Boston dauerte 15 Stunden und der Patient musste nach einigen Tagen wegen der Verstopfung einer Arterie nochmals operiert werden (1). Bei dem 21-jährigen Mann, der an der Stellenbosch-Universität in Kapstadt operiert wurde, war 3 Jahre zuvor der Penis nach einer verpfuschten rituellen Beschneidung amputiert worden. Die Penistransplantation war bei ihm von Anfang an erfolgreich (2). Um eine Abstoßung des Fremdorgans zu verhindern brauchen die Patienten eine Dauerbehandlung mit immunsuppressiven Medikamenten.

Expertenkommentar:

Die in Kapstadt angewandte Technik wird von der Fachwelt als Durchbruch angesehen (3). Professor van der Merwe aus Kapstadt hat inzwischen zahlreiche Voranmeldungen für eine Penistransplantation. Das Organ kann nicht nur von einem hirntoten Transplantatspender entnommen werden, wie es hier geschehen ist, sondern auch von Menschen, bei denen wegen einer Geschlechtsumwandlung eine Penisamputation durchgeführt wird.