Kaugummi kauen statt Labortest

Einem Forscherteam der Universität Würzburg ist ein genialer Durchbruch gelungen. Die Wissenschaftler haben eine Methode entwickelt, mit der man eine Entzündung im Mundbereich durch das Kauen eines Kaugummis sehr genau feststellen kann.

Das Prinzip besteht darin, dass bei Entzündungen im Mundbereich bestimmte Enzyme aktiviert werden, die auch einen speziellen Inhaltsstoff des Kaugummis auftrennen, der einen bitteren Geschmack erzeugt, der von den Geschmacksknospen der Zunge wahrgenommen wird. Es handelt sich um eine zweistufige Reaktion:  die bei Entzündungen ausgeschütteten Enzyme, die Matrix-Metalloproteinasen, setzen den im Kaugummi enthaltenen Bitterstoff Denatonium frei. Dieser Bitterstoff wird dann durch die im Speichel vorhandenen Peptidasen, also eiweißspaltende Enzyme, nochmals aufgespalten und damit 40.000-fach verstärkt. Eine unglaubliche Erhöhung der Empfindlichkeit des Tests. Dieser Prozess läuft innerhalb von nur 5 Minuten ab und ist ohne Labor durchführbar. Im Vergleich mit Standard-Labortests, die sehr viel längere Zeit in Anspruch nehmen, hat der Kaugummitest eine höhere diagostische Treffsicherheit. Durch den Test können Zahnfleischentzündungen nach Einsetzen von Implantaten oder auch Zahntaschenentzündungen ohne Abstrichuntersuchung erkannt werden (1).

Nach Information von Herrn Professor Meinel, dem Leiter der Arbeitsgruppe und Chef des Instituts für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie der Universität Würzburg, können mit diesem innovativen Prinzip der Kaugummidiagnostik auch weitere speziellere Tests entwickelt werden.

Expertenkommentar:

Dieser Kaugummitest ist eine geniale Erfindung auf der Grundlage biomedizinischer Kunstgriffe. Der diagnostische Schnelltest ist sehr leicht durchzuführen und wird mit Sicherheit rasch bis zur routinemäßigen Einführung in die klinische Diagnostik entwickelt werden. Auch auf eine Weiterentwicklung und Anwendung des Testprinzips für spezielle bakterielle Infektionen im Mundbereich darf man gespannt sein, z.Bzur raschen Diagnose oder zum Ausschluss eines Streptokokkeninfektsbei Scharlach. Damit könnten man vielen Betroffenen eine rasche Behandlung zukommen lassen und anderen eine unnötige Antibiotikatherapie ersparen.